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Pressemitteilung: Mutmaßlicher Angriff auf muslimische Studentin

21.02.2015

RAMSA fordert lückenlose Aufklärung des mutmaßlichen Angriffs auf eine muslimische Studentin in Kaiserslautern (21.02.2015)

Der Rat muslimischer Studierender und Akademiker (RAMSA) verurteilt aufs Schärfste die mutmaßliche Attacke auf eine muslimische Studentin und fordert Polizei, Politik und Medien zu einem klaren Vorgehen gegen den Anstieg von Übergriffen auf als Musliminnen erkennbare Frauen auf.

Eine 21-jährige Muslimin ist Montag den, 09.02. am späten Nachmittag auf der Strecke zwischen Universitätsmensa und Davenportplatz in Kaiserslautern mutmaßlich attackiert worden. Dabei verlor sie ihr Bewusstsein. Die Maschinenbau-Studentin hatte sich kurz davor von einer Freundin verabschiedet und befand sich auf dem Weg nach Hause. Was danach geschehen ist, bleibt noch im Unklaren. Als die junge Frau wieder aufwachte, fand sie ihr Kopftuch heruntergerissen und Teile ihrer Kleidung in Alkohol getränkt. Ein Zeuge aus der naheliegenden Fahrschule beschrieb sie als daraufhin orientierungslos umherirrend.

Die Mutter, selbst Ärztin, berichtet, dass ihre Tochter völlig aufgelöst zu Hause ankam und ihre ersten Worte lauteten „Mama, es ist etwas sehr Schlimmes passiert“. Die Studentin steht noch unter Schock und erinnert sich nur noch an die plötzliche Gewalteinwirkung. Untersuchungen im Krankenhaus ergaben, dass sie eine Gehirnerschütterung und Amnesie erlitten hat. „Wir gingen zur Polizei, aber fühlten uns von den diensthabenden Beamtinnen nicht ernstgenommen. Eine meinte, dass unsere Tochter vielleicht etwas zu viel getrunken habe. Angesichts der Tatsache, dass wir offenkundig praktizierende Muslime sind, hat mich diese Aussage mehr als verwundert“, sagt der Vater. „Unsere klar artikulierte Sorge, dass doch zumindest der Verdacht bestehen müsse, dass es sich um einen Angriff aufgrund ihres äußerlichen Erscheinungsbildes als Muslimin handeln könnte, wurde damit abgetan, dass sie auch einfach auf den Kopf gefallen sein könnte“, sagt die Mutter fassungslos. „Unserer Tochter ist am helllichten Tag etwas widerfahren, wir verlangen dass der oder die Täter ermittelt und der Fall aufgeklärt wird und sind dankbar für jede Zeugenaussage“, so die Eltern.

Die Studentin ist sowohl in Kaiserslautern, als auch bundesweit für ihr soziales Engagement und ihr offenes, herzliches Wesen bekannt.

Leider müssen wir in jüngster Zeit vermehrt Angriffe auf muslimische Frauen, insbesondere auch aus dem akademischen Milieu, verzeichnen. Wenige von den Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind, gehen offensiv mit ihren Erlebnissen um. Viele versuchen oftmals-, die Übergriffe zu verdrängen, weil sie das Berichten darüber als wiederholte Demütigung empfinden. Wir werden weiterhin die betroffenen Frauen dazu ermutigen, ihre Fälle publik zu machen und fordern vonseiten der Politik und Gesellschaft, wirksame Maßnahmen einzuleiten, um in Zukunft solche Fälle von Übergriffen gegen muslimische Frauen zu unterbinden“, so Hatice Durmaz, Präsidentin des RAMSA.

Für die zunehmenden Angriffe auf Muslime macht Hatice Durmaz auch die Medien verantwortlich. Viel zu leichtfertig werde es Menschen mit extremistischen und muslimfeindlichen Ansichten gestattet teilweise volksverhetzende Meinungen öffentlich kund zu tun. Dies wirke meinungsbildend und ließe die Hemmschwelle geringer werden auf Menschen, die sich als muslimisch identifizieren lassen, mit verbaler und physischer Gewalt zu reagieren.

2014 erklärte der Rat muslimischer Studierender und Akademiker den ersten Juli zum Tag gegen antimuslimischen Rassismus, um anlässlich der Ermordung der Dresdner Akademikerin Marwa el-Sherbini auf den wachsenden antimuslimischen Rassismus in Deutschland aufmerksam zu machen.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen und auch nach der Erfahrung und der Aufarbeitung der NSU-Morde macht uns als Dachorganisation muslimischer Studierenden- und Akademikervereinigungen besonders die zunächst leichtfertige Reaktion der diensthabenden Polizeibeamten Sorgen.

Wir fordern:

  • Lückenlose Aufklärung in diesem Fall
  • Interkulturelle Schulungen und Diversity-Training für Polizeidienststellen
  • Im Hinblick auf zunehmende Attacken auf Moscheen, muslimische Einrichtungen und Muslime selbst, eine deutschlandweite systematische Erfassung antimuslimischer Straftaten.
  • Solidarisierung mit potentiellen Opfergruppen, die Ausgrenzungen, Übergriffe und Attacken erlebt haben und von Islamfeindlichkeit betroffen sind sowie langfristige Präventions- und Beratungsstrategien.

Ansprechpartner:
Ahmed Abdulwahid
presse@ramsa-deutschland.org

Rat muslimischer Studierender und Akademiker
www.ramsa-deutschland.org
www.facebook.de/ramsa