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Mord im Studentenheim

26.12.2011

Welch unerträgliches Leid verspürt doch eine Familie, deren Tochter zum Studieren ins Ausland zieht, in der Fremde kaltblütig ermordet und erst nach drei Tagen zurückgelassen in ihrer kleinen Wohnung entdeckt wird. Unzumutbar und erdrückend muss das Gefühl sein, dass Eltern empfinden, die eine solche Nachricht erreicht. Obwohl Mord leider keine Seltenheit ist, entsetzt uns dieser Fall jedoch auf besondere Weise. Denn nicht nur der schrecklich anonyme Mord selbst, sondern auch die ersten Reaktionen sind es, die uns nachdenklich stimmen. Verschiedene Interessensgruppen nutzen diesen Mord für ihre rassistische Propaganda und verbreiteten das Gerücht, ein muslimischer Mann habe die aus Israel stammende 26 jährige Studentin aus politisch-religiösen Gründen ermordet. Natürlich, denn wenn sie Israelin war, muss der Mörder doch ein verblendeter Muslim gewesen sein! Dass aber eine Studentin aus Israel selbst Muslima sein könnte, übersteigt die Fähigkeiten zur Differenzierung oder die Bildung der geifernden Hassstifter. Doch selbst wenn das Opfer selbst Muslima war, so vermutet ein weiterer anti-muslimischer Schreiber auf einer bekannten islamophoben Internetseite, dass sie trotzdem von einem Muslim ermordet wurde, denn „die attraktive Studentin hat zivilisiert und westlich gelebt“.  

Unser Mitgefühl gilt den Eltern und Angehörigen der Ermordeten, welcher Religion sie auch angehören mag. Wir stellen uns jedweder rassistischen Propaganda, welche solch schreckliche Taten ausschlachtet, um Muslime und nicht-Muslime gegeneinander aufzuhetzen, entgegen.

Hintergrund: Kurz vor Weihnachten wird in einem Göttinger Studentenwohnheim die Leiche einer 26-Jährigen entdeckt. Die aus Israel eingereiste Studentin muslimischen Glaubens war höchstwahrscheinlich Opfer einer Beziehungstat.