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Gesellschaft und Universitäten müssen reagieren - "Antisemitische und Islamfeindliche Einstellungen auch unter Studierenden"

15.07.2013

Stellungnahme des Rates muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) zur Studie "Antisemitische und Islamfeindliche Einstellungen auch unter Studierenden" unterstützt und mitgetragen von der Muslim Jewish Conference National (MJC-N)

Mit Sorge und Bestürzung hat der Rat muslimischer Studierender & Akademiker die Resultate der Studie zu Einstellungen bezüglich antisemitischer und muslimfeindlicher Haltungen unter Studierenden Osnabrücks zur Kenntnis genommen. Die unter der Leitung von Prof. Dr. Wassilis Kassis erstellte Studie offenbart latente, bis zu 60 Prozent antisemitische und bis zu 80 Prozent muslimfeindliche Haltungen unter Studierenden in Osnabrück. Wenn eine derart gegen Juden und Muslime gerichtete Haltung sich schon unter Menschen ausmachen lässt, deren Studium eine differenzierte Betrachtung der Gesellschaft umfassen soll, ist dies überaus beängstigend.

Während inzwischen Ansätze der Eugenik populärwissenschaftlich in Bestsellern und Interviews – in Bezug auf Teile der „unnützen“ Bevölkerung in Berlin – fast widerspruchslos abgehandelt werden und Rechtsterroristen ihre Eugenik-Maßnahmen schusssicher umsetzten, stellt sich die Frage, inwiefern die allgemeinen Diskurse hinsichtlich der „Anderen“, welche in Medien und Politik aber auch im Lehrbetrieb von Schulen und Universitäten stattfinden, von Letzteren eher kritisch in Augenschein genommen als noch weiter verstärkt werden. Die von Prof. Dr. Kassis und seiner kanadischen Kollegin, Prof. Dr. Charlotte Schallié, geführte Studie lässt hieran Zweifel aufkommen, auch wenn diese Kritik aus einer wissenschaftlichen Einrichtung heraus vollzogen wird.

Wir wünschen daher, dass Diskurse, die solcherlei Einstellungen wiederbeleben, wie nicht zuletzt auch durch die geführte Debatte um die Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen, gerade an den Universitäten hinterfragt und aufgeklärt werden. Dies ist eine gemeingesellschaftliche Aufgabe, dennoch trauen wir der Wissenschaft und den Universitäten hierin größere Möglichkeiten zu, weshalb die Enttäuschung über die Ergebnisse dieser Studie so groß ist.

Der Rat muslimischer Studierender & Akademiker, eine bundesweite Vertretungsinstanz muslimischer Studierender, Hochschulvereinigungen und Akademiker, verurteilt und lehnt jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausnahmslos ab, ist sich jedoch über ihre noch immer bis weit in die Gesellschaftsmitte reichenden Formen bewusst. Um dagegen anzugehen werden u.a. in Seminaren der RAMSA-Akademie die Bewusstseinsbildung und die kritische Auseinandersetzung um alle Formen des Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus, der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und des politischen Extremismus dargestellt und kritisch reflektiert, um solchen menschenfeindlichen Haltungen präventiv entgegenzukommen. Wir hoffen auf Maßnahmen die zur Stärkung des Dialoges, der Verständigung, des gegenseitigen Respektes und des Friedens beitragen können und bieten allen Verbündeten in der Zivilgesellschaft die Partnerschaft in der gemeinsamen Arbeit wider antisemitischen, fremdenfeindlichen und politisch extremistischer Haltungen an.