Mina

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"Zum Opferfest"

Kaan Orhon
25.09.2015

Bismillah

Gedanke zum Freitag: Heute von Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:
„Sag: Gewiß, mein Gebet und mein (Schlacht)opfer, mein Leben und mein Sterben gehören Allah, dem Herrn der Weltenbewohner.“ ((al-Anam:162))

Die Freude des Festes mischt sich mit Trauer und Kummer über die Nachrichten die uns erreichen, ausgerechnet von jenem heiligsten und gesegnetsten Ort den es gibt, vom Ort unseres Sehnens und Verlangens, der Richtung unserer Gebete.

700 Menschenleben verloren an einem Tag, Familien überall auf der Welt, die an den Tagen des Festes Nachricht erhalten, das ein geliebter Mensch, dass ihre Mütter, Väter, Kinder, Ehepartner nicht mehr zu ihnen zurückkehren. Und andere, die vielleicht das ganze Fest über in der Angst vor einem Anruf gefangen sind, weil das Schicksal ihrer Geliebten ungewiss ist.

Kurz nach dem Kranunfall, bei dem kürzlich bereits über 100 Menschen umkamen, ist so viel Leid und Verlust sind schwer zu ertragen, sogar für die, die nicht selbst betroffen sind.

Und dennoch müssen wir uns die Fähigkeit zur Freude in diesen Tagen und auch darüber hinaus bewahren. Wenn das Fest vorüber ist, und der Alltag wiederkehrt; wenn der Schock und die Trauer über die Katastrophe in Mekka wieder hinter die sich immer weiter fortsetzenden Tragödien von Krieg und Flucht zurücktreten, muss Raum für Freude, für Ruhe und Zerstreuung gefunden werden.

Das hat nichts mit Mitleidlosigkeit, Kaltherzigkeit oder Gleichgültigkeit zu tun. Es ist das Gegenteil. Wer helfen und Anteil nehmen will, der muss sich auch die Zeiten des Friedens und der Ruhe nehmen. Wer das aus missverstandenem Pflichtgefühl nicht tut, und sich jede Freude versagt, der wird früher oder später daran zerbrechen. Wir sind keine Maschinen, die einfach funktionieren. Wir sind auch keine Übermenschen, die sich selbst aufgeben und nur noch für den Dienst an anderen existieren können. Das ist auch nicht von uns verlangt.

Auch jenen unserer Mitmenschen, denen wir helfen wollen, ist nicht damit gedient, wenn wir ihr Schicksal zum Anlass nehmen, uns selbst in Trauer und Verzweiflung einzumauern. Hilfe ist, andere aufzumuntern, wenn es möglich ist, nicht selbst das Leiden zu suchen um sich ihnen verbunden zu fühlen.

Beten wir für jene, die in diesen Tagen Verlust erlitten haben oder Not und wo es möglich ist, teilen wir unsere Freue mit denen, denen es weniger gut geht. Und seien wir unserem Herrn Dankbar für die Freude und Liebe die er uns schenkt, im Kreise von Familie, Freunden, Nachbarn und anderen. Versuchen wir, diese noch zu mehren und zu steigern und so viele Menschen wie möglich daran teilhaben zu lassen.

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA ein gesegnetes Opferfest, einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.