Gedanken zum Freitag

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"Zeit für Dankbarkeit"

Kaan Orhon
22.05.2015

Bismillah

Gedanke zum Freitag:
Heute von Kaan Orhon, RAMSA-Vizepräsident und Islamwissenschaftler aus Göttingen

Allah der Erhabene sagt in Seinem Buch in der ungefähren Übersetzung:

„Und wenn den Menschen Unheil widerfährt, rufen sie ihren Herrn an, indem sie sich Ihm reuig zuwenden. Wenn Er sie hierauf Barmherzigkeit von Sich kosten läßt, gesellt sogleich eine Gruppe von ihnen ihrem Herrn (andere) bei, um undankbar zu sein für das, was Wir ihnen gegeben haben.“ ((ar-Rum:33-34)

Es ist nicht nur ein Vorurteil in anti-religiösen Kreise, dass viele Menschen nur gläubig sind, wenn es ihnen schlecht geht, beten wenn sie etwas wollen. Es ist eine menschliche Schwäche, die seit jeher existierte, wie obiger Vers beweißt. An anderer Stelle in Seinem Buch prägt Allah der Erhabene das Gleichnis von Menschen, die auf einem Schiff in Seenot geraten und um Rettung bitten, aber wieder vom Glauben abfallen sowie sie ihren Fuß auf trockenes Land setzen. In unserer Zeit gibt es einen vergleichbaren Spruch mit Turbulenzen im Flugzeug… so sehr sich unsere Lebensumstände verändern, die Menschen bleiben im Wesen die selben.

Es liegt freilich an und, ob wir zu denen gehören, die inbrünstig beten, wenn sie von Kummer und Leid geprüft, von Gefahr bedroht werden, um dann den Rücken zu kehren, wenn der Sturm vorüber ist. Analog zum bekannten Hadith „Nutze fünf vor fünf“ könnte man sagen, nutze Sicherheit für Gefahr. Nutzen zur Dankbarkeit und zur Weitergabe des Guten das wir erfahren. Krieg ist nicht die einzige Gefahr aber nehmen wir es nur einmal als Beispiel: viele von denen, die dies hier lesen, leben sicherlich in Westeuropa, in einer Region die nun schon seit Generationen keinen Krieg mehr gekannt hat, wie wir ihn in so vielen anderen Teilen der Welt tagtäglich in Internet und Fernsehen mitverfolgen können.

Doch die Welt wandelt sich, auch die Sicherheit hier ist keine Selbstverständlichkeit. Was wenn irgendwann wir oder unsere Kinder, all unserer Habe und unseres Heims beraubt, zwischen Ruinen zerstörter Städte umherwandern?

Keiner von uns ist gänzlich ohne Probleme, in Studium und Beruf, Familie, Gesundheit… es gibt immer ebenso Menschen denen es besser wie solche denen es schlechter geht als uns. Es liegt an uns, wohin wir den Blick wenden, und was unsere Gedanken und Gebete bestimmt.
„Warum habe ich nicht was er hat?“… „Warum trifft mich dieses und jenes?“ Nutzen wir Momente von Frieden und Sicherheit um uns in unserem Leben umzusehen: und wird auffallen, was unser Herr uns gegeben hat. Sehen wir unsere Ehepartner an, unsere Kinder, unseren Besitz, unseren Körper, denken wir an unsere Kindheit, Schule, Studium, Beruf – nichts ist vollkommen, und doch finden wir in so vielem Geschenke der Gnade, die wir nie mit unseren Taten aufwiegen können. Doch diese Forderung stellt unser barmherziger Schöpfer gar nicht an uns.

Darum kehren wir uns Ihm zu, gerade dann wenn uns kein Unheil trifft, in Dankbarkeit und Hoffnung und aufrichtigem Glauben.

In diesem Sinne wünscht euch der Vorstand des RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.