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Die beste Antwort

Kaan Orhon
02.02.2018

Bismillah
"Die beste Antwort" - Gedanke zum Freitag

Dem Kalifen Ali ibn Abi Talib - möge Allah Wohlgefallen an ihm haben - wird der Ausspruch zugeschrieben:
"Sei wie die Blume, die auch noch der Hand, die sie zerdrückt, Duft verleiht."

Am Montag dieser Woche jährte sich zu ersten Mal der Anschlag auf eine Moschee im kanadischen Quebec, bei dem ein rassistischer Terrorist am 29. Januar 2017 sechs betende Menschen ermordete. Und gestern erging in London das Urteil gegen den Attentäter, der im vergangenen Ramadan mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge vor einer Moschee fuhr und einen Mann tötete.

Anlass genug, um darüber nachzudenken, wie wir als Menschen und spezifisch als Muslime auf diese Verbrechen reagieren. Der Ausspruch von Imam Ali - möge Allah Wohlgefallen an ihm haben - sollte nicht dahingehend gedeutet werden, Gewalt, die einem angetan wird, hinzunehmen, über sich ergehen zu lassen, ohne zu reagieren.
Solche Taten passieren nicht aus dem nichts heraus. Sie werden angestiftet, inspiriert von Personen, Gruppen und Parteien - der Terrorist von Quebec war ein Unterstützer amerikanischer und französischer Rechtsextremer und Rassisten, der Mörder von London war besessen von der Vorstellung "vergewaltigender muslimischer Männer" die über weiße britische Mädchen herfallen. Dieselbe giftige Ideologie, dieselben Hetzmythen, die auch von Parteien und Gruppen in Deutschland zur Aufstachelung von Menschen verwendet werden und die auch hier wieder Mörder hervorbringen werden, so wie sie es in der Vergangenheit schon haben.
Dies gehört thematisiert, die Verantwortlichen klar benannt. Die Täter müssen verurteilt werden.

Doch es braucht mehr als diese Reaktionen, so verständlich und richtig sie sind. Es braucht Gutes, das man dem Schlechten entgegen setzen kann. Auch schreckliche Verbrechen können Anlass sein, auf Menschen zuzugehen, Verständigung zu schaffen und gemeinsam etwas Konstruktives für das Wohl aller zu tun. Nicht zurückziehen und isolieren ist die beste Antwort darauf, wenn man angegriffen wird, sondern im Gegenteil noch mehr Offenheit und Anstrengung.

So kann es gelingen, das wenn die Tränen getrocknet sind, und die Wunden geschlossen, an den Orten des Schreckens etwas Gutes zurück bleibt.

In diesem Sinne wünscht euch der RAMSA einen gesegneten Freitag und ein schönes Wochenende.

Heute von: Kaan Orhon, Islamwissenschaftler aus Göttingen und Mitglied des Ältestenrates.