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El Hadi Khelladi vertritt RAMSA bei der Muslim Jewish Conference 2012

03.08.2012

Der RAMSA-Beauftragte für jüdisch-muslimische Beziehungen betonte in seiner diesjährigen Rede anhand des Beschneidungsurteils die gemeinsamen Herausforderungen für Juden und Muslime und den dringenden Handlungsbedarf beider Gemeinschaften zur Bekämpfung rassistischer Trends.

„Wir reden. Nicht übereinander, sondern miteinander“ ist das Motto der jährlich stattfindenden internationalen Muslim Jewish Conference (MJC). Bereits das dritte Mal brachte der Gründer und Generalsekretär der MJC Ilja Sichrovsky mit Einsatz und viel Herzblut 100 junge Intellektuelle und Aktivisten aus über 37 verschiedenen Ländern von Südafrika bis Israel, von Marokko bis den USA sechs Tage lang zusammen. Die ausgewählten TeilnehmerInnen, deren berufliche Aufgaben- und Beschäftigungsfelder ein breites Spektrum der zivilen und politischen Ebene abdecken, reisten aus eigener Tasche teils tausende Kilometer mit hohen Zielen an: Sie wollten trotz aller möglichen Hürden, Ängste und Bedenken vor den Augen der Welt einen Schritt aufeinander zu gehen, um eine bessere, freundschaftliche Beziehung unter Juden und Muslimen zu pflegen. Dabei sollen weder die jeweiligen religiösen Wertvorstellungen, noch Antisemitismus und Islamophobie gleichgemacht oder einander gleichgesetzt, sondern viel eher Anknüpfungspunkte für konstruktive Zusammenarbeit und Verständnis ausgemacht werden.

                                                                       Bei einem Besuch in der Synagoge © Daniel Shaked

Bill Clinton spricht Unterstützung aus

Die Konferenz genießt einen breiten Unterstützerkreis und greift auf ein großes Netzwerk zurück, zudem u.a. das United Nations Alliance of Civilisations, das österreichische Außenministerium oder der Großmufti Bosniens Mustafa Ceric und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, der in einem Unterstützungsschreiben den Wert von Initiativen wie der MJC hervorhebte, gehören.

Plattformen zur Überwindung von Stereotypen

Den Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) vertrat dieses Jahr vom 8. bis 13. Juli in Bratislava - neben dem RAMSA-Berater für interreligiöse Angelegenheiten und MJC Head of Muslim Affairs Moussa A. Diaw - der RAMSA-Beauftragte für jüdisch-muslimische Beziehungen El Hadi Khelladi. Beide wirkten mit der MJC-Vizegeneralsekretärin a.D. und ehemaligem RAMSA-Vorstandsmitglied Ayse Cindilkaya bereits bei der Konzeptionierung und Durchführung der letztjährigen Konferenz maßgeblich mit und bemühten sich, dass weniger Stereotype, mediale Bilder und politische Ereignisse die Beziehung zwischen Juden und Muslimen überschatten.

Khelladi gründete dazu im Juli 2011 das erfolgreiche Internetprojekt Global Muslim Jewish Friendship Forum mit dem er eine Plattform für nun über 1000 Juden und Muslimen aus über 50 Ländern leitet. Auf dieser  tauschen diese sich täglich aus, dekonstruieren Vorurteile, organisieren lokale und internationale Events und teilen v.a. Wissen über vergangene und aktuelle Kooperationen unter den beiden Religionsgemeinschaften.                       "Wie beten Juden, wie Muslime?“ © Daniel Shaked  

Islamophobie und Antisemitismus

Khelladi betonte in seiner diesjährigen Rede auf der Auftaktveranstaltung der MJC, dass Juden und Muslime heutzutage mit denselben politischen und sozialen Problemen zu kämpfen hätten, wie jüngst das Beschneidungsurteil in Deutschland wieder eindrücklich zeigte. Er formulierte eine beeindruckende Vision der hoffnungsvollen Zusammenarbeit beider Seiten, um gegenseitige beängstigende Trends im antisemitischen und islamophoben Milieu stark und erfolgreich entgegen treten zu können. Seine ganz persönlichen Erwartungen für die Konferenz 2012 drückte er mit diesen Worten aus: „I want to reach out on a global scale to even more Jewish and Muslim people in order to learn about our common history and to listen to and to share our positive narratives. I want to help creating more sincere sustainable ties. I want sincere friendships. The MJC provides these opportunities”.  

                           RAMSA Vorreiter in jüdisch-muslimischen Beziehungen                      

Rede von El Hadi Khelladi   © Daniel ShakedIn einer Welt, in der Rassismus gegenüber Minderheiten   immer noch besorgniserregende Züge annimmt, sind   grassroots-Organisationen eines konstruktiven, ehrlichen Austausches auf Augenhöhe mit Hinblick auf gemeinsame Projekte zur Vertretung jüdisch- muslimischer Interessen von essentieller Wichtigkeit. Khelladi stellte deshalb auch vergangene und gegenwärtige Aktivitäten des RAMSA in diese Richtung vor. Dazu gehören die regelmäßig vom Präsidenten     Rede von El Hadi Khelladi   © Daniel Shaked         Bacem Dziri organisierten Andalusienreisen mittels derer Studierende und Akademiker aus ganz Deutschland auch im Hinblick auf das gemeinsame Erbe von Juden und Muslimen geschult werden, wie etwa der freundschaftlichen Beziehung zwischen dem epochalen Gelehrten Ibn Khaldun und dem jüdischen Arzt Ibrahim ibn Zarzar. Oder die Vertretung durch Ayse Cindilkaya im Coordination Committee of European Muslim and Jewish Leaders, wo muslimische und jüdische Führungspersönlichkeiten gemeinsam Aktionspläne entwickeln, um eine europaweite jüdisch-muslimische Bewegung v.a. gegen politische Parteien ins Leben zu rufen, welche mit islamophoben und/oder antisemitischen Agenden immer mehr Einfluss zu gewinnen versuchen.

Neues Wissen schaffen – an Altes erinnern

Das große Potenzial der MJC und des jüdisch-muslimischen Dialogs fasste Moussa A. Diaw in seiner Rede folgendermaßen treffend zusammen: „(...) we learned how Muslims saved Jews from the invading Nazis, which is a widely unknown fact, within the Muslim community and is a positive narrative in contrast to the many negative narratives within our communities. The conference also makes it possible to discuss with instead about Muslims and Jews”.

So erstellten die Teilnehmenden in z.B. Icebreaker-Workshops eine Liste von Stereotypen übereinander, erörterten und decodierten deren Ursprung und Mechanismen dann im Plenum. Kunstwerke, die nun in Wien ausgestellt werden sollen, wurden geschaffen, mögliche jüdisch-muslimische Geschäftsprojekte erarbeitet und sich an die Rolle von Frauen in beiden Glaubensrichtungen herangetastet.  Auch gemeinsame Unternehmungen, wie Moschee- oder Synagogenbesuche standen neben den sehr intensiven und akademischen Commitee-Sessions auf dem Programm.

Ein großes Stück Normalität

Man vertiefte sich in augenöffnende und herzerwärmende Gesprä- che, grübelte, stritt, lachte und weinte miteinander. So sah man plötzlich Juden, die ein Kopftuch aufsetzten oder das erste Mal   einen Koran in der Hand hielten, oder Muslime, die eine Kippa trugen und jiddische Volkslieder  sangen. Die Führungspersönlichkeiten von morgen erin- nerten ganz simpel daran, was Muslime und Juden weltweit erreichen können, was sie gemeinsam haben und nicht, was sie trennt. 

Ein großer Effekt, dessen Licht hoffentlich noch sehr weit ausstrahlen wird.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Jüdischer Teilnehmer mit Koran © El Hadi Khelladi                                                                                                                                                                                                                                                 

Gruppenfoto MJC 2012 © Daniel Shaked

Von: Ayse Cindilkaya

Weitere Informationen

Offizieller Konferenzblog: http://mjconference.wordpress.com/about/

ORF Beitrag Muslim Jewish Conference 2010 http://www.youtube.com/watch?v=GEfF0LsgJNM

Offizielle Konferenzdeklaration 2010: http://mjconference.files.wordpress.com/2011/08/official_declaration_mjc_2010.pdf

Video Muslim Jewish Conference 2011 http://www.youtube.com/watch?v=ctYCl5kbLHg

Projektvideo 2011 „What’s the big deal”: http://youtu.be/FObu-zHeBHc

Twinning Projekt: http://www.ramsa-deutschland.org/mit-menschen/juden-und-muslime-wir-schaffen-alltag

Global Muslim Jewish Friendship: http://www.gmjff.org und http://www.facebook.com/groups/179800982079692/

RAMSA-Andalusienreise:  http://www.ramsa-deutschland.org/ramsa-mitteilungen/mit-dem-ramsa-auf-nach-al-andalus

Coordination Committee of European and Jewish Leaders: http://www.ramsa-deutschland.org/mit-menschen/historisches-treffen-zwischen-europas-j%C3%BCdischen-und-muslimischen